Schwalben, Glücksboten in der TWA ! (4 September 2022; 19 Mai 2019)

Schwalben, Glücksboten in der TWA ! (4 September 2022; 19 Mai 2019)

Bildnachweis s. unten  - 

Unsere Schwalben haben dieses Jahr noch spät eine zweite (oder dritte?) Brut. Anfang September waren die meisten Jungen flügge. Jedoch seit einigen Tagen haben sie die Aufmerksamkeit eines großen Schwarms von Saatkrähen, die üblicherweise auf der Sumpfwiese vor unserem Anwesen nach Würmern etc. suchen, auf sich gezogen. Einige Krähen setzen sich auf die Dachrinne von Haus 3, unter der sich die meisten Schwalbennester befinden. Karin, die von ihrem Sitzplatz am Teich die Lage bestens beobachten kann, hat allerdings festgestellt, dass die Krähen nicht nach den Schwalben gucken, sondern im Gegenteil, nach Süden auf oder über das Dach des Hauses, wobei sie öfter mit ihrem Schwanz über die Dachrinne wippen ...

Gestern - am 19. Mai 2019 - sind endlich - mit einmonatiger Verspätung gegenüber ihrem normalen Turnus - unsere Mehl- und Rauchschwalben wieder in der TWA angekommen. Sie sind schon fleißig dabei, die von den Spatzen noch nicht okkupierten Nester wieder auszubauen.

ein Mehlschalbenpärchen gestern beim Nestbau an Haus 3

Vielleicht kommen - in ihrem Gefolge - ja auch bald die Mauersegler, für die wir im letzten Jahr so schöne Nistkästen unter den Dächern von Haus 3 + 4 aufgehängt haben? Ausgerechnet der vom NABU gekaufte Mauersegler-Nistkasten ist allerdings derzeit von Spatzen besetzt, obwohl der lt. NABU eigentlich so konstruiert sein soll, dass genau das verhindert wird. Anscheinend waren die Spatzen - trotz ihres 'Spatzengehirns' - schlauer als der NABU? Es wird spannend zu sehen, ob die Mauersegler unsere Nisthilfen annehmen!

Schwalben haben seit Anbeginn gerne in unserem Wohnprojekt ‚Torfwiesenau‘ gewohnt. An fast allen Häusern bauten sie ihre Lehmnester in 5 m Höhe unter der Dachgaube. Derzeit sind es 12 von den Schwalben selbst gebaute Nester, dazu kommen 8 von uns angebrachte NABU "Nisthilfen" für Schwalben und mindestens ein Dutzend abgefallene, oder von Spatzen okkupierte und/oder zerstörte Nester. Bis auf eines, das von Rauchschwalben bewohnt wurde, sind die Bewohner alles Mehlschwalben (oder Spatzen).

Rauchschwalbennest unte dem Dachfirst von Haus 4

    Vier Mehlschwalbennester an Haus 1

  

beim Anbringen von 4 NABU-Schwalben-Nisthilfen an Haus 3

  

neu angebrachte NABU-Schwalben-Kunstnester als Nisthilfen an Haus 3

Mehlschwalben sammeln Schlamm für den  Nestbau. Foto-Alliance.dpa.welt.de.30.05.2018 ; Schülke, Claudia (2015): Wehe dem, der Schwalbennester am Haus abschlägt. Die Welt, 26.03.2015

Schwalben sind nützlich: Pro Brut zieht ein Mehlschwalbenpaar drei bis fünf Junge auf. Bei bis zu drei Bruten pro Jahr verfüttert eine Schwalbenfamilie rund 250.000 Insekten! (Das Schwalbenjahr im Überblick, nabu.de)

  

Junge Schwalben kurz vor Auszug. Foto: Günther Schmidt. NWZ. 14.08.2008

Fütternde Mehlschwalbe - Foto: Loobie 1805 (nabu.de)

Schwalben als Glücksbringer: von Alters her gelten Schwalben als Glücksbringer. Die Zugvögel – die jedes Jahr ab Mitte April den weiten Weg aus dem südlichen Afrika wieder zu uns zurück finden - gelten als Boten des Frühjahrs, und durch ihre regelmäßige Rückkehr als Symbole der Treue und Verläßlichkeit. Darüber hinaus galten Schwalben als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten. Davon zeugen auch Sprichwörter wie "Wo die Schwalbe nistet, da kein Unglück fristet" oder "Wenn Schwalben am Haus brüten, geht das Glück nicht verloren". „Früher galten Schwalben als Boten des Glücks, die das Haus vor Feuer und Blitz sowie das Vieh im Stall vor Krankheiten bewahrten..“ (Friedliche Koexistenz -Die NABU-Aktion „Schwalbenfreundliches Haus", nabu.de)

Ausgeprägtes Sozialverhalten: Mehlschwalben sind gesellige team-player: „Mehlschwalben sind Koloniebrüter und haben ein ausgeprägtes Sozialverhalten. So vertreiben sie z.B. durch gemeinsame Flugattacken Greifvögel oder andere Feinde. Wenn sie keine eigene Brut haben, helfen sie ihren Artgenossen beim Füttern der Jungschar.“ (NABU Aktionsleitfaden Schwalbenschutz, 2018:7)

Nicht so gern gesehen? Leider sind die Schwalben heutzutage von vielen Hausbesitzern nicht so gern gesehen, weil sie mit den relativ großen Kotmengen bei der Aufzucht der Jungen oft Hauswände und –Eingänge verschmutzen. Hierfür können aber leicht Abhilfen geschaffen werden, z.B. durch das Anbringen von sog. Kotbrettchen oder künstliche Nisthilfen (mehr darüber, Die Mehlschwalbe, nabu.de).

Schwalben sind ausdauernde Zugvögel: hin und zurück bis ins südliche Afrika:

Ende August, Anfang September treten die Mehlschwalben ihre lange Reise ins Winterquartier in Afrika südlich der Sahara an. Dabei legen sie pro Strecke bis zu 10.000 km zurück. Für die Reise in den Süden brauchen sie normalerweise ca. vier Wochen. Ornithologische Untersuchungen ergaben, dass Mehlschwalben auf dem Rückweg aus dem Winterquartier doppelt so schnell fliegen wie beim Wegzug: Im Frühling bewältigten sie pro Tag mehr als 800 km und kehrten bereits nach rund 10 Tagen in ihr Brutgebiet zurück! (Vogelwarte.Ch). Da die Schwalben sich von Fluginsekten ernähren, brauchen sie sich keine Fettreserven anzufressen, sondern können die Nahrung unterwegs aufnehmen. Trotzdem verhungern viele auf dem Zug oder werden Opfer von Vogelfängern. Die Brutbestände der Mehlschwalbe nehmen daher in Ost- und Mitteleuropa seit Jahrzehnten ab. Wenn sie aber Glück haben, werden sie bis zu 16 Jahre alt (springalive.net).

Gefährdet durch Vogelfang:

Vogelfang in Ägypten‘. Die Welt. 22.04.2013. Foto.Holger Schulz

Auf den Flugrouten, besonders in Zypern und Ägypten landen jedes Jahr über 140 Millionen Zugvögel jeden Herbst in den Fallen ägyptischer Vogeljäger. Vogelfang gab es früher auch bei uns. Jedoch hat er durch moderne großflächige Fangmethoden wie in Ägypten mengenmäßig solche Dimensionen (z.B. 700 km (!) 5 m hohe Stellnetze längs der ägyptischen Küste!) angenommen, dass einige Vogelarten in ihrer Existenz bedroht sind. (Ornithologe Lars Lachmann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU), Bayerischer Rundfunk,  09.05.2018).  

Auswirkungen der Klima-Erwärmung: Der Schwalbenzug ist nicht zuletzt vom Wetter abhängig. Das merken wir besonders beim Rückflug. Je nach Frühlingswetter kommen die Schwalben mal etwas früher oder später. Schon der griechische Philosoph Äsop (600 v. Chr.) in seiner Fabel „Der verschwenderische Jüngling und die Schwalbe“ (wikipedia) sowie Aristoteles (385 v. Chr.) prägten daher das Sprichwort: „ eine Schwalbe macht noch keinen Frühling!“ Vermutlich wegen der Klimaerwärmung kommen die Schwalben heute im Durchschnitt schon 10 Tage früher in ihr Brutgebiet und legen dabei ca. 800 km pro Tag zurück! (Vogelwarte.Ch )

Lästige Konkurrenz - Spatzen besetzten Schwalbennester: Ähnlich wie bei unseren Fledermaus-Kästen in der TWA, besetzen Spatzen oft die Nester, leider auch bei uns. „Haussperlinge versuchen regelmäßig, die von Mehlschwalben begonnenen Nester zu erobern. Gelingt ihnen dies, beginnen die Mehlschwalben an einer anderen Stelle ihr Nest erneut zu errichten.“ So auch beim Schwalbennest über meinem Fenster in Haus 3, nun schon zum dritten Mal (!) (Mehlschwalbe, wikipedia ; NABU Aktionsleitfaden Schwalbenschutz, 2018:39). Gelegentlich scheint es dabei vorzukommen, dass die Spatzen versuchen, die jungen Schwalben aus dem Nest zu werfen oder sogar zu töten. Auch bei einem der unseren Mehlschwalbennester von Haus 3 fand Doris heute (4 Juli 2018) unter einem Schwalbennest das schon länger von Spatzen belagert wurde, zwei tote, noch nicht flügge Jungschwalben.

Schon allein aus den erst genannten Gründen des solidarischen Sozialverhaltens und der Nützlichkeit für uns Menschen sind unsere Schwalben bestens geeignet - neben der Fledermaus - als zweites Wappentier der TWA zu fungieren! Daher bekamen wir 2018 die NABU-Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ verliehen.

Bildnachweis: Titelfoto der Mehlschwalbe: This photo was taken by Andreas Trepte. credit: Andreas Trepte, www.photo-natur.net. Die Karte des Schwalbenzuges nach Afrika ist der website Schwalbenflug - Zugvögel entnommen. Die übrigen Bilder stammen vom Verfasser (TWA).