Die Libelle: Im Käferland die schönste Person

Die Libelle: Im Käferland die schönste Person

Heute entdeckte ich auf der Wiese vor Haus 3, nahe der "Rentnerbank", einen sog. "Plattbauch", eine Segellibelle, die zur Gattung der Großen Libellen zählt. Sie saß längere Zeit an einem Stock, bevor sie davon schwirrte. Beim Fliegen ändern Libellen oft schnell ihre Richtung, warum sie im Volksmund früher auch als unzuverlässig und perfide angesehen wurden (s. Heinrich Heine's Gedicht von der Libelle), obwohl sie für Menschen völlig harmlos sind. Die Libelle galt aber auch als Zeichen einer unstetigen Liebe.

Heinrich Heine

Die Libelle.

Es ist die Libelle, die blaue,
Im Käferland die schönste Person. 

Die Schmetterlinge sind mit Passion
Verliebt in die schöne Fraue.

Sie ist so fein von Hüften,

Sie trägt ein Flügelkleid von Gaß;
In jeder Bewegung Ebenmaß,
Gaukelt sie keck in den Lüften.

Die bunten Buhlen fliegen

Ihr nach, und mancher junge Fant

Schwört laut: Ich geb dir Holland und Brabant,
Willst du meiner Brunst dich fügen.

Da spricht die falsche Libelle:
Holland und Brabant, die brauch’ ich nicht;

Ich brauche nur ein Fünkchen Licht,

Damit ich mein Stübchen erhelle.

Kaum hören sie diese Töne,
Und die Verliebten flattern wetteifernd fort;
Sie suchen geschäftig von Ort zu Ort

Ein Fünkchen Licht für die Schöne.

Sieht einer eine Kerze,
So stürzt er d’rauf zu, wie blind und bethört;
Und die Flamme den armen Käfer verzehrt,
Ihn und sein liebendes Herze.

Die Fabel ist japanisch;

Doch auch in Deutschland, liebes Kind,
Gibt es Libellen, und sie sind
Gar sehr perfid und satanisch.

Quelle: Deutscher Musenalmanach, Band 7. S. 385–386; Hrsg: Christian Schad, 1857, Stahel’sche Buchhandlung, Würzburg

Bildquelle: "Plattbauch" (Junges Weibchen), wikimedia, von Joseph Grauel - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0

Gesa Rensmann & Anne Voges (Illustrator) haben im Januar dieses Jahres ein Bilderbuch veröffentlicht, " Von Larven und Libellen: Mit Kindern über den Tod und das Danach philosophieren. Eine besondere Fabel für Kinder über die Metamorphose der Lebewesen. Vermes-Verlag, 32 S., das in kindgerechten Worten lehrt, mit dem Tod umzugehen. Es handelt von einer tröstenden Geschichte über den Tod: Die Verwandlung einer kleinen Libellen-Larve. Auch Kinder begegnen schon philosophischen Fragen nach dem Ende des Lebens: Wenn ein Verwandter stirbt, wenn das Haustier nicht mehr lebt. Was auch für Erwachsene kaum zu fassen und zu erklären ist, braucht den Rahmen einer guten Geschichte über die Libelle. So können Kinder ein Stück weit begreifen, worum es geht. Gesa Rensmann hat eine wunderbare Fabel von Doris Stickney nacherzählt, die Kinder mit ihren Fragen zum Tod nicht allein lässt. (Quelle: Amazon.de; "Von Larven und Libellen: Mit Kindern über den Tod und das Danach philosophieren. Eine besondere Fabel für Kinder über die Metamorphose der Lebewesen"). ... Auf dem Grund eines kleinen Teichs lebt eine Gruppe von Wasserlarven. Aber etwas ist merkwürdig: Immer wieder klettert eine von ihnen nach oben zur Wasseroberfläche und kehrt nicht wieder zurück. So verschwindet eine nach der anderen. Da fassen die Larven einen Beschluss … Eine Fabel über das Mysterium des Todes (Text aus der Rückseite des Buches).

Bildquelle Titelbild: "Plattbauch", TWA, 13.05.2025; © d.k., TWA, CC BY-SA 4.0